Die chinesische Akrobatik kann inzwischen auf eine über 2.000- jährige Geschichte zurück blicken. Zaji nennen die Chinesen diese Kunst der Akrobaten, deren Ursprünge sich auf drei wesentliche Wurzeln zurückführen lassen:
Eine dieser „Wurzeln“ führt sicherlich in den religiös philosophischen Bereich, also in die Spiritualität Chinas, die wir basierend auf den Buddhismus, den Konfuzianismus und den Taoismus im Reich der Mitte finden. Die exzellente Darstellung der angestrebten Einheit von Körper, Geist und Seele durch die Akrobaten machen diese Kunstform zu einem idealen Medium hierfür. Und noch heute muten die unglaublichen Leistungen, die auf der Bühne gezeigt werden ja schon mehr einem Wunder oder einer Erscheinung an als einem von Menschen vollbrachten Werk.
Eine chinesische Circusgruppe ist durchaus mit einem Leistungszentrum im Sport zu vergleichen. Einem Kollektiv ähnlich leben dort vom Schüler bis zum Meister der Akrobatik bis zu 400 Personen verschiedenster Generationen zusammen unter einem Dach. Eine solche „Schule“ oder „Truppe“ ist aufgeteilt in drei Generationsgruppen.
Der zweite Strang führt uns in die Welt des Krieges und der Soldaten. Wie schon so häufig in der Menschheitsgeschichte trifft es auch hier zu, dass der Vater vieler Dinge der Krieg ist. So benutzten die chinesischen Feldherren schon in grauer Vorzeit bei ihren gigantischen Heeresaufmärschen eine Art Vorhut, die aus Akrobaten bestand. Die Aufgabe dieser bestand darin durch eine virtuose Präsentation spektakulärer Sprünge, Menschenpyramiden, Handstände und Salti den Gegner einzuschüchtern.
Aber den wohl wichtigsten und bis heute offensichtlichsten Ursprung finden wir im Teehaus. Die Stellung dieses seit jeher in China gesellschaftlich so wichtigen Ortes, an dem Kontakte geknüpft, Zukunftspläne besprochen und Entscheidungen getroffen werden, hat sich im Laufe der Zeit kaum verändern und nichts an seiner Wichtigkeit verloren. Auch wenn es heute Hotel – Lobbies, Cafes oder Restaurants sind, die Chinesen schmieden Pläne beim Essen und Trinken. Und wie es so ist, da wo Menschen sich treffen, essen, trinken und unterhalten, dort ist das Entertainment nicht weit. Zur Unterhaltung entwickelte sich eine inzwischen ausgefeilte Kunst, die „Normalsterbliche“ mit offenen Mündern und ohne Worte zurück lässt. Dem engen Raum und somit begrenzten Mitteln folgend, wurde gezeigt, zu was der menschliche Körper im Stande ist. Einfachste Alltagsgegenstände, die im Teehaus vorhanden waren, Tassen, Teller, Stühle, Tische, Gläser, Töpfe, einfach alles was greifbar war, wurde dabei zum unterstützenden Requisit. Dieses wurde jongliert, balanciert und in die Luft gewirbelt, um dann nicht etwa wieder mit den Händen gefangen zu werden. Nein, dafür kamen dann die Füße oder der Kopf zum Einsatz. Egal ob Körperteil oder Requisit, diese akrobatische Zweckentfremdung wurde zum wesentlichen Bestandteil der chinesischen Akrobatik.
Bis zum heutigen Tage fasziniert die außergewöhnliche Circuskunst aus China durch den Menschen und das, was der Mensch mit seinem Körper fähig ist zu tun. Und genau das ist es auch, was diese außergewöhnliche Kunstform 2000 Jahre hat überdauern lassen und auch im dritten Jahrtausend ihres Bestehens immer noch ein Publikumsmagnet sein lässt.
Atemberaubende Kunststücke, nur mit dem Körper und uns Zuschauern ebenfalls bekannten Alltagsrequisiten von – zumindest dem ersten Anschein nach – normalen Menschen dargeboten, hinterließ & hinterlässt Staunen, reines Staunen…. und das schon seit hunderten von Generationen im Orient und auch nun im Oxident.